Daniel Grub von Partslife

Daniel Grub beschäftigt sich seit Jahren mit den Prozessen bei der Altteile-Rückführung. Foto: Weber

Altteilerückführung. Kein schönes Wort. Aber eines, das bei manchen die Kassen klingeln lässt. Nicht immer sind es die richtigen. Und so verschwindet in der Ersatzteil-Handelskette so mancher Euro.

Das Problem heißt Pfand. Anders als bei Pfandflaschen ist es jedoch bei Altteilen nicht immer leicht, die Qualität zu prüfen. Und das ist noch lange nicht der einzige Grund dafür, dass im gesamten Prozess der Altteilerückführung eine Menge Geld verdunstet. Denn ob die Pfandflasche kaputt ist, sieht man normalerweise sofort.

Beim Austauschteil entscheiden viele unterschiedliche Faktoren darüber, ob es sich tatsächlich wieder aufarbeiten lässt. Eigentlich ist alles ganz einfach. Ein Teil wird getauscht. Wer es kauft, zahlt Pfand, das er erstattet bekommt, sobald er das entsprechende Altteil zurückgibt. So weit die Theorie.

Altteile werden nicht von Fachleuten beurteilt

Die Praxis beginnt dort, wo das Teil ankommt. Im Handel sind meist ganz normale Lagerarbeiter dafür zuständig, die aufzuarbeitenden Teile anzunehmen und auch zu entscheiden, ob sie wiederaufarbeitungsfähig sind. Sie können in der Regel nicht wirklich beurteilen, ob sich ein Teil aufarbeiten lässt oder nicht. Die wichtigsten Warengruppen für die Aufbereitung sind Anlasser, Lichtmaschinen, Gelenkwellen, Zahnlenkgetriebe, Bremssättel, Kupplungen und Zweimassenschwungräder. Teile also, die in der Werkstatt an der Tagesordnung sind.

Die Mitarbeiter im Handel haben weder die Mittel noch die Fähigkeiten, die Qualität des von der Werkstatt abgegebenen Teils zu beurteilen. Dazu kommt, dass verschiedene Hersteller unterschiedliche Anforderungen an die zurückgegebenen Teile stellen. Obendrein gibt es ein weiteres Problem: nicht immer kommt auch das Teil zurück, das ersetzt wurde.

Das Pfandgeld hat der Handel meist schon längst an die Werkstatt erstattet, falls in der Industrie nach Rücklieferung der Altteile durch den Handel auffallen sollte, dass ein Teil doch nicht aufbereitet werden kann. Dem Mitarbeiter im Lager des Ersatzteilhändlers kann man dies Problem nicht anlasten. Er hat seinen Job so gut gemacht, wie es eben geht. Und eines hat im Handel normalerweise oberste Priorität: die Kundenzufriedenheit. Um den Kunden nicht zu verärgern, wird dann gern mal Pfandgeld gutgeschrieben, obwohl dies im speziellen Fall nicht angebracht gewesen wäre.

Pfandgeld wird kassiert – egal wie

Die Verantwortlichen in den Werkstätten dagegen kennen ihre Pappenheimer: sie wissen genau, welcher Händler die zurückgegebenen Teile wie gut prüft. Und da kann es schon passieren, dass genau diese Schwäche auch ausgenutzt wird. So kommt dann statt eines teuren Anlassers für die E-Klasse plötzlich einer für den VW-Lupo zurück. Unbemerkt versteht sich. Denn inzwischen ist es üblich geworden, die Teile in der Verkaufsverpackung des Austauschteils zurück zu geben. Und die verbirgt dann im Zweifel so manche Unzulänglichkeit. Es kann sein, dass schlicht nicht das richtige Teil in der Verpackung ist. Oder es befindet sich in einem Zustand, der eine Aufarbeitung nicht mehr zulässt. In beiden Fällen heißt es für den Händler: Pech gehabt.

Oft genug fällt dies aber erst viel später auf. Denn der Händler schickt die Pfandteile an seinen Industriepartner. Dort wird das Teil fachgerecht auf Herz und Nieren geprüft. Das Ergebnis ist ernüchternd. „Wir gehen davon aus, dass ungefähr dreißig Prozent der für die Aufbereitung zurückgegebenen Teile Schrott sind“, erklärt Daniel Grub, Projektmanager beim Umweltdienstleister Partslife. Das würde bedeuten, dass der Handel damit auch auf dreißig Prozent der Pfandgelder sitzen bleibt.

Erschwert wird die Lage noch dadurch, dass die Pfandwerte der aufzubereitenden Teile schwanken. So kann es sein, dass heute mehr Pfandgeld für ein neu gekauftes Austausch-Teil gezahlt wird als später erstattet werden kann oder umgekehrt. Stichwort: Zusammenlegung von Pfandgruppen bei der Industrie. Die Schwankungen dabei können erheblich sein. Darüber hinaus greifen in den Teilekreislauf neben dem Ersatzteilhändler und dem aufbereitenden Unternehmen auch andere Player ein.

Core Broker: ein schönes Geschäft

Die so genannten Core Broker kommen oft genug überraschend auf dem Hof der Werkstatt vorgefahren und nehmen Pfandteile sofort mit. Gegen Cash. Ob diese Teile dann tatsächlich fach- und sachgerecht aufbereitet werden, sei dahingestellt. Die Warenströme sind in diesem Fall nicht mehr nachvollziehbar.

Ein weiteres Problem: nicht in allen Ländern wird überhaupt Pfand für Austauschteile erhoben. Dadurch wird es möglich, dass an sich in Deutschland bepfandete Teile ohne Pfand eingekauft werden. Das Altteil lässt sich trefflich anderweitig verkaufen.

Eigentlich ist dieses Thema ein Alptraum für den Großhandel. Denn zu viele Beteiligte machen die Vorgänge unübersichtlich, kriminelle Energie kann das Ganze noch verschlimmern. Nicht immer fällt am Ende auf, dass tatsächlich Geld vernichtet wurde. Es ist ganz unterschiedlich, wie die Differenzen verbucht werden. Ziemlich klar ist, wer in diesem Prozess meist nichts zahlt: die Werkstatt und der Autofahrer. Als Enden der Teilekette sind sie in der Regel fein raus. Denn sowohl die Werkstatt gegenüber dem Autofahrer als auch der Teilehändler gegenüber der Werkstatt ist getrieben von der Angst, den Kunden zu verärgern.

Weniger Skrupel dabei haben die Teilehersteller, die dem Handel in vielen Fällen kein Pfandgeld gutschreiben, weil das zurückgegebene Teil entweder nicht aufbereitbar oder schlicht nicht das war, das hätte erstattet werden sollen. Es kann natürlich auch sein, dass die Marktstellung des Lieferanten etwas anderes verursacht: Wenn der Händler größer ist als der Lieferant, kann auch der Händler derjenige sein, der den Takt vorgibt, und eine Gutschrift der Pfanddifferenzen als Voraussetzung für eine weitere Zusammenarbeit definiert.

Auf der Seite des Erstatters fehlt es auch nicht an Argumenten. Denn im Zweifel weiß man genau, welches Teil gekauft und welches zurückgegeben wurde. Zusätzlich ist das Knowhow da, um seine Qualität genau zu prüfen. Am Ende fehlt das Pfandgeld in der Kasse des Ersatzteilhändlers.

Es gibt eine Lösung für das Pfand-Problem

Eigentlich ist das mit der Altteile-Rückführung gar nicht so kompliziert. Grafik: Partslife

Eigentlich ist das mit der Altteile-Rückführung gar nicht so kompliziert. Grafik: Partslife

So oder so: eine Lösung muss her. Partslife hat hier für alle Beteiligten einen gangbaren Weg geschaffen. Wer sich für den Neu Isenburger Branchendienstleister als Partner rund um die Rückgabe der Pfandteile entscheidet, erhält eine sichere und praktikable Lösung. Ohnehin schon kümmert sich das Unternehmen um die Entsorgung werkstattspezifischer Abfälle. Und dass es Probleme mit dem Ersatzteilpfand gibt, ist für die Partslife-Experten schon lange nichts Neues mehr.

Projektmanager Grub arbeitet schon seit Jahren an diesem Thema. Und so ist Partslife auch der richtige Ansprechpartner, wenn es darum geht, Wertteile zur Aufbereitung an ihren Bestimmungsort zu schaffen. Hier hat man eine zentrale Altteile-Rückführung auf die Beine gestellt. Dabei arbeitet man mit den Spezialisten ALC (Automotive Logistic Center GmbH Werkstätten, Handel und Industrie ein System zur zentralen Altteile-Rückführung) aus Ginsheim-Gustavsburg zusammen, das große Erfahrung mit der Altteile-Rückführung hat.

Das Wichtige daran: ALC ist als neutraler Partner dafür da, die Teile in Empfang zu nehmen, zu prüfen und dann die Freigabe für die Erstattung des Pfandgeldes zu erteilen. Laut Partslife lässt sich eine Menge Geld sparen, wenn man diesen Partner einschaltet. Denn Geld fließt nur dann in die Werkstatt zurück, wenn das Teil die Kriterien für die Aufbereitung tatsächlich erfüllt.

Wenn der Handelspartner ALC mit der Altteile-Rückführung für die beim ihm gekauften Ersatzteile beauftragt hat, gibt die Werkstatt das ausgebaute Austauschteil in der neuen Verpackung direkt an ALC. Dort wird jedes Teil nach den Kriterien der Hersteller geprüft, der Prüfvorgang dokumentiert und die Teile zur Weitergabe sortiert. ALC gibt dann das so geprüfte Wertteil an den aufbereitenden Industriepartner. Parallel erhält der Händler die Nachricht, dass er das Pfandgeld der Werkstatt gutschreiben kann – oder eben nicht.

Neutrale Instanz entscheidet über die Altteile-Rückführung

Für den Händler hat dies den Vorteil, dass eine neutrale und kompetente Instanz darüber zu entscheiden hat, ob eine Gutschrift erfolgt oder nicht. Das vereinfacht sein Auftreten gegenüber der Werkstatt. Er kann gewissermaßen den „Schwarzen Peter“ der Ablehnung weitergeben und muss nicht um seine Kundenbeziehung fürchten. Denn der Prüfbericht zeigt klar auf, welche Mängel das zurückgegebene Teil hat. Fallweise kann dann natürlich auch kulant entschieden werden. Aber der Automatismus „Teil zurück – Geld zurück“ wird bei dieser Methode abgeschaltet und durch eine sicherere Methode ersetzt.

Eins ist klar: mehr und mehr Teile werden zukünftig aufbereitet werden. Denn der vernünftige Umgang mit Rohstoffen und die zunehmende Knappheit an Rohstoffen macht dies erforderlich. Das bedeutet, dass auch immer mehr Teile mit Pfandaufschlag versehen werden. Jeder in der Handelskette sollte sich darüber Gedanken machen, wie er damit in Zukunft umgehen möchte.

10.2.2016