Über Elektromobilität wird viel geredet. Getan wird bisher eher wenig. Dabei eröffnet die Technik völlig neue Möglichkeiten. Das findet man zumindest bei der Wulf Gaertner Autoparts AG, besser bekannt durch die Marke Meyle in Hamburg. Dort hat man ein Institut zum Thema gegründet, mit dem man ganz vorne mitspielen möchte.

Pfeffer, Tiedemann, IAE

Andreas Pfeffer (li.) und Roland Tiedemann sind von der Elektromobilität und ihren Vorteilen überzeugt. (Foto: Weber)

Andreas Pfeffer und Prof. Dr.-Ing. Roland Tiedemann sind überzeugt vom Konzept Elektromobilität. Und noch mehr: Sie meinen, dass diese Technik dem Verbrennungsmotor haushoch überlegen ist. Deshalb tun sie einiges, um den Elektroantrieb nach vorn zu bringen. Im Juli haben sie unter der Ägide der Wulf Gaertner Autoparts AG das unabhängige Institut für Automobiltechnik und Elektromobilität IAE gegründet. Tiedemann ist dort Leiter, Pfeffer ist Geschäftsführer.

Beide brennen buchstäblich für das Thema. Und sie haben auch gute Gründe. Tiedemann: „Im Normalfall setzt sich immer die bessere Technik durch. Zum Beispiel bei der Bahn. Dort ist man nach der Dampfära auf den Diesel gekommen. Und auch der wurde ersetzt. Durch den Elektromotor. Heute fährt die Bahn im Normalfall elektrisch. Nur dort, wo die Elektrifizierung aus unterschiedlichen Gründen keinen Sinn gemacht hat, sind weiterhin Diesel im Einsatz.“

Elektromotoren sind besser

Pfeffer springt ihm bei: „Elektromotoren sind einfach besser. Sie sind wesentlich weniger verschleißanfällig und haben vor allem einen viel besseren Wirkungsgrad. Während bei einem Verbrennungsmotor etwa 40 Prozent der eingesetzten Energie in den Vortrieb gehen, sind es beim Elektromotor 95. Das ist effizient. Und das wird sich auf lange Sicht auch durchsetzen“, ist er überzeugt. Und Pfeffer weiß, wovon er spricht. Der Maschinenbau-Ingenieur beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit der Steigerung von Effizienz.

Pfeffer und Tiedemann finden es aus diesen Gründen nur konsequent, dass man sich am Wulf Gaertner Standort in Hamburg dazu entschlossen hat, ein Institut rund um die Elektromobilität zu gründen. Einen Vorteil dabei sehen beide darin, dass das mittelständische Unternehmen Wulf Gaertner Autoparts so innovativ und vorausschauend agiert, und es sich leistet, langfristig und konsequent an einem solchen Thema zu arbeiten.

Zukunft gestalten mit Elektromobilität

Auf die Frage, warum sich gerade ein Hersteller von Verschleißteilen mit solch einer relativ wenig verschleißanfälligen Technologie auseinandersetzt, haben sie eine einleuchtende Antwort: „Wir wollen die Zukunft mit gestalten.“ Denn sie sind fest davon überzeugt, dass in Zukunft die Elektromobilität eine entscheidende Rolle spielen wird. Dazu soll das neue Institut einen Wertbeitrag leisten. Gleichzeitig wollen sie so das Thema frühzeitig besetzen und sicher einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Playern erreichen.

Pfeffer erklärt die Überlegenheit des Elektromotors so: „Verbrennungsmotoren haben einfach zu viel Abnutzung. Da bewegt sich zu viel, reibt sich zu viel. Auf lange Sicht ist es unnatürlich, Prozesse mit einer solchen thermischen und mechanischen Belastung zu verursachen. Das geht besser, davon sind wir überzeugt.“ Gleichzeitig ist klar, dass das neue Institut vor allem wissenschaftliche Expertise für die Entwicklung elektrisch angetriebener Fahrzeuge aufbauen soll. „Wir wissen noch gar nicht, wo die Reise hingeht“, erklärt Andreas Pfeffer dazu. „Aber wir wollen Knowhow sammeln, um im nächsten Schritt auch die richtigen Produkte entwickeln zu können. Dafür benötigen wir wissenschaftliche Expertise. Und die wird das Institut uns bringen.“

Elektrogolf

Praxisanwendung
Battery Range Extender für den e-Golf
Eine erste Anwendung kann sich das IAE schon auf die Fahnen schreiben. Bei der WAVE, der World Advanced Vehicle Expedition, hat man ein Fahrzeug mit auf den Weg geschickt. Das ist die größte E-Mobil-Rallye der Welt. Für die 2.500 Kilometer lange Strecke durch Deutschland, die Schweiz und Südtirol haben die Ingenieure der Wulf Gaertner Autoparts AG einen e-Golf unter anderem mit dem Battery Range Extender technisch verbessert. Foto: IAE

Tiedemann weist darauf hin, dass im IAE Kfz-Technik mit Elektrotechnik im Verbund erforscht werden soll. Und dass vor allem der Praxisbezug immer da sein soll. Man wolle nicht in erster Linie akademisch sein, sondern vor allem anwendungsbezogen. Dabei bündelt man im Institut vier Kompetenzfelder: die elektrischen Maschinen, die Leistungselektronik, die Kfz-Technik und die Batterietechnologie. In allen drei Feldern will man Kompetenzen aufbauen und so umfassendes Wissen rund um die Elektromobilität zusammentragen. Dass dies dann bei Wulf Gaertner Autoparts auch in die Entwicklung neuer und marktgerechter Produkte einfließen wird, ist selbstverständlich.

Fachkräfte finden und binden

Gleichzeitig will man mit dem Institut auch Ingenieure an das Unternehmen binden. Denn Pfeffer und Tiedemann wissen, dass sie die richtig Guten brauchen, wenn sie in Sachen Elektromobilität etwas bewegen wollen. Hintergedanke dabei ist wohl auch, dass sich junge Ingenieure eher an den ganz Großen orientieren, wenn sie in den Beruf einsteigen. Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, dass sich vor allem Mittelständler schwer tun, die Kompetenzträger von morgen für ihr Unternehmen zu gewinnen. „Wir denken nicht im Monatstakt“, erklärt Pfeffer dazu. Und gerade bei solch wichtigen Themen wie der Personalgewinnung ist ein langer Atem nötig. Eine eigene Forschungseinrichtung kann dabei helfen, die klugen Köpfe schon früh zu gewinnen und langfristig zu binden.

So schafft man bei Wulf Gaertner Autoparts heute mit dem IAE bereits Verschiedenes: einerseits bereitet sich das Unternehmen mit dem neuen Institut gezielt auf die Zukunft seiner Produkte vor. Und andererseits gewinnt man die Expertise und die Fachkräfte, um den Erfolg langfristig schaffen zu können.

Dieser Artikel ist in amz 11 / 2015 erschienen.